Markus 12,18-40

Auf den Punkt gebracht

Eine Frage, die ein Vorwand ist (V. 18-27)
In ihrer Frage knüpfen die Sadduzäer an die sog. „Schwagerehe“ an, wie sie in 5.Mose 25,5-10 beschrieben wird. Allerdings so, dass der ursprüngliche Rahmen und Sinn der damaligen Regel ganz außer Acht gelassen wird, was zu absurden Folgerungen führt, die dann noch wie in einer Karikatur überzeichnet werden. Es gilt bis heute, dass der, der biblische Lebensregeln aufnimmt, ohne die ursprünglichen Hintergründe damals zu kennen und zu verstehen, immer wieder zu absurden Folgerungen kommt, die die Zielrichtung des Willens Gottes geradezu auf den Kopf stellen.
Doch für die Sadduzäer ist diese Geschichte keine seelsorgerliche, sondern nur eine theoretische Frage. Und selbst diese Frage bewegt sie nicht wirklich. Es geht tatsächlich um ihre Bestreitung der Auferstehung von den Toten, die von ihnen wieder völlig missverstanden wird. Durch das konstruierte Beispiel soll die Auferstehungshoffnung und Jesus mit ihr als Unsinn entlarvt und lächerlich gemacht werden. In vielen Gespräche, vor allem in Konflikten, auch unter Christen, geht es nicht um die Fragen, die im Vordergrund verhandelt werden. Hinter einem Streit um die Farbe von Vorhängen im Gemeinschaftshaus oder der Auslegung eines Bibeltextes stehen oft genug alte persönliche Differenzen oder festgefahrene persönliche Festlegungen. Es ist eine große Hilfe, in Gesprächen innerlich zu klären: Worum geht es wirklich, beim anderen und auch bei mir selbst? Wenn wir dann das offen ansprechen, worum es uns wirklich geht, wird vieles klarer und manchmal einfacher.
Jesus lässt sich auf die vorgeschobene Frage und eine Diskussion über Spitzfindigkeiten nicht ein. Er bringt die Sache auf den entscheidenden Punkt. „Ihr irrt, weil ihr Gott zu wenig zutraut und ihn in eure menschlichen Vorstellungen einsperrt.“ Es gibt viele, auch sehr persönliche Fragen, die man lange und ergebnislos diskutieren oder durchdenken kann, wo der Schlüssel aber in der einen Frage liegt, die Jesus dann uns stellt: „Was traust du mir zu? Glaubst du mir, dass ich einen guten Weg für dich öffnen kann, jeden Tag, selbst über den Tod hinaus?“ M.L. King hat es so ausgedrückt: „Komme, was mag, Gott ist mächtig. Er kann das dunkle Heute in ein helles Morgen verwandeln, zuletzt in den hellen Morgen der Ewigkeit.“ Das ist der entscheidende Punkt.

Eine Frage, die zur Klärung führt (V. 28-34)
Ganz anders ist die zweite Frage gelagert. Hier möchte ein Pharisäer wirklich wissen, was er von Jesus zu halten hat. Die Frage nach dem größten Gebot zielt auf das Herz des jüdischen Glaubens, das „Höre, Israel“, das Bekenntnis zu dem einen Gott (5.Mose 6,4). Die Antwort von Jesus findet seine ganze Zustimmung. Man möchte sagen: „Endlich einer, der auf der richtigen Seite steht.“ Und Jesus lobt den Mann: „Du bist nicht fern vom Reich Gottes.“ Doch auch hier blickt Jesus tiefer und bringt das Gespräch auf den entscheidenden Punkt. „Du bist nicht fern, mein Freund. Du fragst ehrlich, du verstehst die zentralen ethischen Punkte, du kommst offen auf mich zu. Du bist nicht fern, aber du bist doch noch nicht drin. Denn am Ende geht es nicht um gedankliche Übereinstimmung, am Ende geht es um deine Haltung, deine Lebenshaltung mir gegenüber. Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen, kehre um und glaube an das Evangelium.“ (Mk 1,15) Bernanos sagt in seinem „Tagebuch eines Landpfarrers“ einmal: „Der Glaube stirbt nicht einfach. Er hört nur auf, das Leben zu formen.“ Vor suchenden Menschen wie altgedienten Christen steht Christus und lädt uns ein: „Vergiss nicht, es geht letztlich nicht allein um die richtigen Gedanken und die wahre Theologie. Letztlich geht es nicht um dein Denken, sondern um dich selbst, dich ganz. Es geht darum, dass du dich auf mich selbst einlässt, immer wieder neu, und mich an dich heranlässt. Dann breitet sich Gottes Reich bei dir aus.“ Das ist der Punkt.

Die Frage, an der sich alles klärt (V. 35-37)
Diese Frage stellt Jesus selbst. Er macht damit deutlich: „Das ist der Punkt, der klar sein muss. Das ist die Antwort, die wie ein Licht den Nebel von Zweifel und Leid durchdringen kann. Ich bin der Herr, Gott unter euch. Ich bin der Weg zum Vater, und ich habe alles in der Hand.“ Hier finden unsere Gedanken die Mitte, unsere Fragen zu ihm, Gottes Antwort in Person und unsere tastende, vielleicht zitternde Hand den einen Halt. Er ist der Herr. „Ich weiß, woran ich glaube, ich weiß, was fest besteht, wenn alles hier im Staube wie Sand und Staub verweht; ich weiß, was ewig bleibet, wo alles wankt und fällt, wo Wahn die Weisen treibet und Trug die Klugen prellt.“ (GL 353/EG 357)

Fragen zum Gespräch:
· Wo stehe ich oder stehen wir als Gemeinschaft in Gefahr, uns an Punkten zu verhaken, die nicht unsere eigentlichen Fragen sind? Was muss ausgesprochen, geklärt oder bereinigt werden, damit es weitergehen kann?
· Was traue ich Gott in meinem Leben konkret zu?
· Warum geschieht es leicht und oft, dass unser Glaube sich in Gedanken und Gesprächen verflüchtigt, aber aufhört, das Leben wirklich zu formen?
· Was kann uns helfen, Christus als Person neu an unser Leben heranzulassen?

Pfarrer Karl-Hermann Gruhler, Endingen

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
· Impuls zu V. 18-27 (Auferstehung): Die Kinder malen Bilder, wie sie sich den Himmel vorstellen. Welche Vorstellungen haben wir Erwachsenen? Was sagt die Bibel dazu? Kennen wir uns (im Gegensatz zu den Sadduzäern – V. 24) aus in ihr? Nach Offenbarung 21+22 gibt es im himmlischen Jerusalem folgende Dinge (Falsches bitte streichen!):
Stadtmauer – 12 Tore – streitende Menschen – Lebenswasser in Fülle – Früchte, die schnell nachwachsen – Ehepaare – Blätter mit Heilkraft – Tränen – Lieder – ein Lamm als Leuchte …
Weitere Impulse dazu im Internet unter Arbeitshilfe
· Impuls zu V. 28ff: In die Mitte eines großen Plakates in Herzform wird das Doppelgebot der Liebe geschrieben. Außen herum die Zehn Gebote anordnen. In einzelne Puzzleteile zerschneiden und im Raum verteilen. Während der Stunde zusammensetzen lassen. > Unsere Liebe zu Gott ist das Herzstück, aus dem sich alles andere ergibt.

Falsche Vorstellungen über den Himmel

Wir Menschen gehen immer von unseren Vergleichsmöglichkeiten aus und lassen uns schnell täuschen.
Beispiel:

 


Welcher Strich ist länger? (Sie sind beide gleich lang)

 


Welcher Kreis ist größer? (Auch sie sind beide gleich)

Sicheres über die Ewigkeit können wir nur aus der Bibel erfahren, und da gibt es nur einige wenige Bilder, die von unseren menschlichen Vorstellungsmöglichkeiten vielleicht auch wieder falsch eingeordnet werden.
Deshalb möchten wir uns hüten, unsere menschlichen Vorstellungen auf den Himmel zu übertragen, trösten uns aber an all den schönen Bildern über den Himmel und freuen uns darauf, dass wir Jesus immer sehen werden.

Im Himmel gibt es (s. Offenbarung 21 + 22)

Bild Symbol für
Mauer Geborgenheit ....
12 Tore Die Bewohner kommen aus allen Teilen der Erde ....
Lebenswasser in Fülle Kein Durst mehr ....
Früchte, die schnell nachwachsen Kein Hunger mehr ....
Heilende Blätter Keine Krankheit mehr ....
Das Lamm ist die Leuchte Keine Unwahrheit, keine Angst in der Dunkelheit ....