Markus 12,1-12

Jesus geht tiefer

Der Widerstand gegen Jesus spitzt sich zu (s. Mk 11,18.27-33). Gerade deshalb wirbt er um seine Feinde und hebt den tiefen Schaden ihres Lebens ans Licht. Die Betroffenen merken, dass er von ihnen spricht. „Weinberg“ war von jeher ein Begriff für das von Gott erwählte Volk Israel. Gelehrte und Pharisäer erfahren in den Weingärtnern die Offenlegung ihrer Motive und Gedanken. Die Kehrtwendung jedoch unterbleibt. Im Mittelpunkt steht neben der verweigerten Frucht das SELBST-HERR-liche Verhalten der Weingärtner (geistliche Führer Israels, die Gottes Willen ignorieren). Sie nützen die Gutmütigkeit ihres Herrn (Gott) aus. Indem sie seine Knechte (Propheten) bis aufs Blut quälen und schließlich den Erben (Jesus) umbringen, reifen sie aus zum Gericht. Jesus aber sieht tiefer in die Herzen.

Er sieht selbstherrliches Trachten zum Bösen (V. 1-5)
In Anlehnung an das „Weinberglied“ aus Jesaja 5 wird das liebevolle Anlegen eines Weinguts erzählt. Im Weinbergbesitzer müht Gott sich selbst um seine Pflanzung. Er investiert viel (Zaun, Kelter, Turm). Dann vertraut er Winzern seinen Weinberg an und erwartet die Pacht. Doch diese bzw. die abzugebende Frucht, die nur aus einem Teil der Ernteerträge bestand, wird dem eigenen Konto gutgeschrieben. Erfolg, Segen, Gaben, etc., welches Gott in einem Leben wirkt, strömt nicht zu ihm zurück. Die Verantwortlichen im Volk Israels bleiben dieses Gott schuldig.
Die drei Knechte spiegeln das Geschick mancher Propheten (vgl. Jer 7,25f; Sach 1,6): Elia wurde mit dem Tode bedroht, Jeremia in die Zisterne geworfen. Er starb vermutlich als Gefangener in Ägypten. Johannes der Täufer starb um der Wahrheit willen eines gewaltsamen Todes. Jesu Gleichnis schildert etwas, das in Wirklichkeit so nicht vorkommt. Denn wer würde sich ein solches Verhalten seiner Pächter gefallen lassen? Den Zuhörern sollte aufgehen, wie unendlich geduldig Gott mit selbstherrlichen, widerspenstigen Menschen umgeht. Es ist ein Zeichen der großen Liebe Gottes, dass es schier abartig klingt, was er nun tut.

Er ist in Hingabe der Grundstein zum Leben (V. 6-12)
Unfasslich! Er gibt den Sohn dahin (Röm 8,32)! Jesus spricht von sich selbst. Er ist Gottes geliebter Sohn, der als das letzte Versöhnungsangebot gehört werden soll. Mit ihm entscheidet sich alles, denn er ist der Erbe. Doch auch ihn töten die Widersacher.
Schon wähnen sie sich am Ziel. Da erscheint der Weinbergbesitzer, nimmt ihnen den Weinberg fort und gibt ihn anderen. Gott übt Gericht. Die Erwählung gilt nun den Heiden (ohne dass dies den völligen Ausschluss Israels vom Heil bedeutet; vgl. Röm 11,11ff). Somit enthält das Wort eine heilsgeschichtliche Dimension. Sehr schnell begreifen die religiösen Führer, dass Jesus sie meint, denn der Mordplan war bereits gefasst (Mk 11,18). Aber sie haben nicht mit Gott gerechnet.
Jesus wird zwar verstoßen und draußen vor der Gottesstadt sterben. Doch gerade so eröffnet sich ein neuer, unbegreiflicher Heilsweg: Sein Tod wird durch die Auferstehung zum Triumph. Jesus, dem „verworfenen Stein“ (V.10), kommt somit die wichtigste Funktion am Bau eines neuen Gottesreiches zu (vgl. Apg 4,11f; Eph 2,20f; 1.Petr 2,4-10). Er ist der „Grundstein“, welcher das Gebäude eines kommenden Gottesvolkes trägt. Er ist nach Jes 28,16 identisch mit dem „Eckstein“, der in den Winkel zweier Mauern gesetzt wird und dem Fundament Halt gibt.

Fragen zum Gespräch:
· Was erfahren wir in diesem Gleichnis über Gott?
· Wie gehen wir mit den Gaben Gottes in unserem Leben um?

Manfred Pfänder, Schrozberg

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
· Ein Weinbauer oder anderer Obstgärtner schildert seine Mühen um eine gute Ernte. Jesaja 5,1-7 (in der Guten Nachricht in Reimform!) vorlesen. > Gott erwartet von seinem Weinberg / seinen Leuten Frucht. Was hat er schon alles investiert!?
· Trauben oder andere Früchte mitbringen und kleine Zettel vorbereiten. Zusammentragen, welche Früchte Gott in unserem Leben sucht (Gal 5,22: Liebe, Geduld, Freundlichkeit ...), auf die Zettelchen schreiben, evtl. mehrmals, und an die Früchte heften. Am Ende bekommt jeder eine Frucht mit nach Hause. > Wie kann diese "Frucht" in meinem Leben reifen?