Matthäus 25,1-13

Bin ich bereit?

“Jerusalem wird zerstört werden! Das Ende der Welt kommt!” verkündigte Jesus seinen Jüngern (Matth 24,1-31). Das Gericht Gottes trifft die Menschen, weil sie Jesus, den Retter Israels und der Welt, ablehnen (Matth 23,37-39; 2Petr 3,7). Seine Reden über die letzten Dinge erklärte unser Herr durch einige Gleichnisse (Matth 24,43 – 25,30). Mit ihnen ermahnt er seine Zuhörer, sich auf sein Kommen vorzubereiten.

Leichtfertiges Vertrauen (1-4)
Im Gleichnis von den zehn Jungfrauen geht es um das rechte Verhalten der Christen ange-sichts der Wiederkunft Jesu. Die Charakterisierung der Mädchen als klug beziehungsweise töricht bringt gleich zu Beginn eine Spannung in die Geschichte. Sie läßt ahnen, daß am Ende etwas Schreckliches passieren wird. Klug steht im AT oft für “Gott fürchten und gehorchen” (Ps 111,10), töricht nennt die Bibel meist die “Gottlosen” (Ps 14,1). In unserem Gleichnis wird die Unterscheidung nicht zwischen Frommen und Gottlosen vorgenommen, sondern zwischen denen, die sich verantwortlich auf Jesu Kommen vorbereitet haben, und den anderen, die es unterließen.
Leider versäumten es die fünf törichten Jungfrauen, sich einen Vorrat an Öl zu besorgen, obgleich ihnen bekannt sein musste, dass sich der Bräutigam bei der Einholung der Braut meist verspätete. Diese Mädchen dachten nur an das Hochzeitsfest. Die Teilnahme schien ihnen gewiss. Schließlich waren sie ja eingeladen und hatten sogar die wichtige Aufgabe, den Bräutigam würdig und festlich zu empfangen.
Die törichten Jungfrauen sind uns ein Bild für die Menschen, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Kirche oder einer christlichen Gruppe sich als Christen verstehen, es aber versäu-men, sich auf die Begegnung mit Christus vorzubereiten (Eph 5,15-17).

Ein Erwachen mit Schrecken (5-9)
Nach Jesu Gleichnissen wird unser Herr ganz plötzlich erscheinen. Er wird so unerwartet kommen wie der Dieb in der Nacht, ein Herr von einer langen Reise oder der Bräutigam in unserem Gleichnis. Wenn er eintrifft, werden die Menschen sagen: “Schon jetzt? Wir haben ja noch kaum gelebt! Wir sind ja noch gar nicht vorbereitet!”
Unsere menschlichen Lampen geben alle einen rußenden, armseligen Schein. Aber Gott bringt sie zum Leuchten, vorausgesetzt, dass sein Öl in unseren Lampen ist. Die törichten Jungfrauen erkennen mit Schrecken, dass ihnen gerade das fehlt. Panik ergreift sie, als sie hören, dass die Freundinnen ihnen nichts von ihrem Vorrat abgeben können. Es gibt Dinge im Leben, die kein Mensch für den andern erledigen kann.

“Gehofft, gekämpft und doch verloren” (10-12)
Die Not der fünf Mädchen steigert sich. Zuerst das Erschrecken, weil ihnen das Öl zum Nachfüllen der Lampen fehlt, dann das mühsame Suchen nach einem Kaufmann, der bereit ist, ihnen noch nach Mitternacht Öl zu verkaufen. Jetzt stehen sie vor der verschlossenen Tür des Hauses und hören die abweisende Stimme des Bräutigams: “Ich kenne euch nicht”. Eine Welt stürzt über ihnen zusammen, denn mit diesem Spruch trennten sich in Israel unzufriedene Lehrer von ihren Schülern. Jetzt hatte sich der Bräutigam also von ihnen abge-kehrt. “Gehofft, gekämpft und doch verloren”. Dieser wehmütige Satz auf manchen Traueranzeigen beschreibt auch die Tragik der Menschen, die es versäumen, sich rechtzeitig auf Jesu Wiederkunft vorzubereiten.

Fragen:
· Wie stehen die Christen heute zur Hoffnung der Wiederkunft Jesu?
· Gehöre ich zu den klugen oder törichten Christen?
· Wie sieht die verantwortliche Vorbereitung auf das Kommen Jesu bei mir aus?
Gerhard Ritter, Willsbach