Apostelgeschichte 8,26-40

Gottesdienst in der Wüste – in DIR ist Freude

Im Finanzminister aus Äthiopien begegnet uns ein gebildeter Mensch, dem aus seiner Heimat der unsichtbare Gott der Juden nicht unbekannt ist. Aber die Freude aus der Ewigkeit Gottes kennt er nicht. Nach ihr sehnt er sich. Darum kommt er – wie einst die Königin von Saba – nach Jerusalem. Hier ist der Ort des Ursprungs der Freude, die er sucht. Doch so wie ihm, dem ausländischen Eunuchen, der Zugang zum Tempel verwehrt bleibt (vgl. 5. Mose 23,2f), kommt auch im Menschengewühl des Heiligtums seine innere Suche nicht ans Ziel. Die Freude entdeckt er erst, als er sich in das Wort Gottes vertieft und auf einen hör- und sprachfähigen Zeitgenossen trifft – ausgerechnet in der Wüste! Wie kommt es dazu?

Der Helfer zur Freude
Philippus hört auf das Reden Gottes, obwohl es absurd klingt: Der Missionar soll in menschenleeres Gebiet (V. 26). Philippus folgt ohne Widerrede. Das zeigt seine Hörbereitschaft und geistliche Reife. „Und siehe“ (V. 27) – diese Worte bezeichnen die unerwartete, überraschende Begegnung mit einem Fremden. Als Mann von Kultur liest der Finanzminister laut, die griechische Sprache ist auch in seiner Heimat bekannt. Philippus hört (V. 30)! Für beide ist Griechisch eine Fremdsprache. Mission – ob in Afrika oder auf der Alb – braucht immer Sprachgefühl. Das geht nicht ohne Fleiß und Lernbereitschaft. Nur der Lernende kann die „Verstehensfrage“ stellen.
Der Geist, der sie zusammengeführt hat, trennt sie wieder (V. 39). Auf die Bindung an den Auferstandenen kommt es an. Denn die Freude des Getauften hat ihren Grund bei aller Notwendigkeit menschlicher Begegnung letztlich nicht in Menschen, sondern im Herrn!
Von Philippus will ich die kleinen Schritte des „Helfers zu großer Freude“ lernen:
Auf die kleinen Winke Gottes achten – sich der Leitung durch Gottes Geist anvertrauen – persönliche Nähe wagen – hörend auf den Nächsten und seine Not zugehen – warten, bis sich die Türen öffnen – an Fragen anknüpfen – erzählen, nicht diskutieren – den anderen wieder freigeben.

Freude, die ansteckt
„Er zog seine Straße fröhlich“! Das ist das Ziel unseres Lebens, unserer Gottesdienste, unserer Gemeinschaftsstunden. Gehört nicht viel dazu, von Herzen singen zu können: „In dir ist Freude, in allem Leide…“? Wer Gottes Gaben in der Taufe so kindlich ergreift wie der königliche Kämmerer, erfährt „volle Freude“ (so Luthers ursprüngliche Übersetzung), die ihren Ursprung in der Ewigkeit hat und unabhängig ist von Schwankungen des Gefühls. „Meine Taufe freut mich mehr als mein natürliches Leben“, konnte Johann Michael Hahn (1758-1819) sagen. Im Sakrament der Taufe bindet sich der gekreuzigte und erhöhte Christus an den immer wieder zweifelnden Getauften. Daraus folgert Michael Hahn: „Wer Abendmahl und Tauf veracht’, sich schwerer Strafe schuldig macht.“
Ein äthiopischer Taxifahrer unserer Tage wurde gefragt, was ihm seine Taufe bedeute. Seine Antwort: „I’m a free man!“ (ich bin ein freier Mann).

Fragen zum Gespräch:
· Wir teilen „Erfahrungen der Freude“: Wann/wie hat Gottes Freude mich gepackt, wie habe ich begriffen, was er mir in der Taufe geschenkt hat?
· Wie geht es uns als „Helfer zur Freude“? Wo können wir von Philippus lernen?
· Wie können wir uns den Segen und Beistand Gottes gegenseitig zusprechen und/oder spürbar machen, sodass jeder nach der Gemeinschaftsstunde den Weg in seinen persönlichen Alltag fröhlich antreten kann?

Pfarrer Johannes Stahl

Impulse zur Veranschaulichung für Erwachsene und Kinder:
· Ein Anspiel könnte diese Geschichte sehr lebendig machen. Tipps dazu in "Schatzmeister Gugsas Heimkehr", in: Alfred Otto Schwede, Die den Erdkreis erregten (Stuttgart 1988, S.65ff).
· Kleine Schriftrollen basteln mit einem Bibelvers zur Geschichte, z.B. Joh 1,29.
· Gottes Wort gilt auch Ausländern. Wie könnten wir solchen Menschen in unserer Umgebung Gottes Liebe zeigen und sie mit dem Evangelium erreichen?
· Wir singen ein Lied in verschiedenen Sprachen, z.B. "Hallelu, hallelu…" oder "Gott ist die Liebe".