Apostelgeschichte 6,1-15

Diakonie gehört in die Gemeinde

In der jungen christlichen Gemeinde kommt es zu erheblichen Spannungen. Griechisch sprechende Juden machen ihrem Ärger darüber Luft, dass verwitwete jüdische Frauen bevorzugt behandelt werden. Griechische Witwen haben das Nachsehen. Dies passt doch nicht zu dem, was wir in Apg 2,44 lesen: „Aber alle, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam.“
Und nun diese Kritik an den Zuständen, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Aber – und das ist entscheidend – diese Zustände werden nicht verschwiegen, sondern beim Namen genannt. Die Verantwortlichen der Gemeinde reagieren darauf.

Wahrnehmen
Zuerst müssen sie wahrnehmen, dass es Gemeindeglieder gibt, denen es an Nahrung, an täglicher Versorgung mangelt, die Not leiden.
Dann nehmen sie wahr: Wir können nicht alles selber machen, wir haben den besonderen Auftrag und die Gaben zur Verkündigung und zum Gebet.
Sie nehmen wahr: „Es ist nicht recht, dass wir für die Mahlzeiten sorgen und darüber das Wort Gottes vernachlässigen“ (6,2).
Für sie ist klar: Die Sache des Herrn steht auf dem Spiel.

Ernst nehmen
Die Apostel handeln entsprechend. Sie nehmen die Menschen mit ihren Nöten ernst, und sie nehmen ihren persönlichen Auftrag ernst. „Darum, ihr lieben Brüder, seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll heiligen Geistes und Weisheit sind, die wir bestellen wollen zu diesem Dienst. Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben“ (6,3-4). Es wird deutlich, sie nehmen auch ihre Verantwortung ernst in Bezug auf die Berufung von Mitarbeitern. (Sie sagen nicht: „Hauptsache, die Arbeit wird getan. Essen austeilen kann jeder.“)
Die Verantwortlichen beschäftigen sich damit, wie die Nöte behoben werden können, und welche Personen dafür am geeignetsten sind.

Hereinnehmen
Sie wollen die Menschen mit ihren Nöten nicht alleine lassen, nicht außen vor lassen, sondern sie in die (Tisch-) Gemeinschaft hereinnehmen und ihnen das Gefühl geben, dass sie dazugehören.
Sie wissen: Das diakonische Handeln gehört in die Gemeinde hinein.
Hierzu schaffen sie sogar neue Stellen (Ämter). So wird u.a. Stephanus berufen.

Diakon Stephanus – Vorbild für einen diakonisch-missionarischen Lebensstil

Warum wird wohl Stephanus zum Diakon gewählt? Er hat einen „guten Ruf und war voll des heiligen Geistes“, und er ist gleichzeitig ein weiser und gläubiger Mann. Er ist ein Nachfolger Jesu.
Sofort nach seiner Wahl beginnt er mit seinem Dienst. „Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk“ (6,8). Er ist also ein Mensch, der Jesus als Vorbild nimmt. So wie Jesus ein Leib- und Seelsorger war, so hat Stephanus seinen Mitmenschen ebenfalls an Leib, Seele und Geist geholfen. Sein Reden und Handeln in Vollmacht passt jedoch nicht allen, sein Wirken und sein Auftreten erregen Widerspruch. So macht er dieselben Erfahrungen wie sein Herr, dem er nachfolgt. Auch mit Jesu Reden und Handeln waren viele nicht einverstanden. „Wenn unser Dienst keinen Anstoß, kein Ärgernis mehr bereitet wie bei Stephanus, dann ist doch wohl etwas nicht in Ordnung. Wo das Evangelium klar gepredigt wird, erregt es Ärgernis, muss es sogar Ärgernis erregen. Evangelium in Aktion erzeugt Reaktion.“ (Pfarrer Adolf Grau)
Stephanus muss das am eigenen Leib erfahren. Da er nicht nur handelt (Gutes tut), sondern auch verkündigt (Gutes von Jesus weitersagt), wird er vor den Hohen Rat gestellt. Erinnert uns dies nicht an Jesus? „Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen“ (Joh 15,20).
Seine Gegner können jedoch nichts Verurteilungswürdiges vorbringen, also werden falsche Zeugen bestellt. Die wahre Absicht hinter allem ist, ihn mundtot zu machen.
Vollmächtiges Reden und Handeln im Namen Jesu und in seiner Kraft ist bis heute anstößig und ruft Widerspruch hervor. Aber das, was Stephanus zum vorbildlichen Diakon macht, ist, dass er wie Jesus Wort und Tat nicht trennt.
So sind auch wir zum „Stephanusdienst“ aufgerufen, d.h. zu einem Lebensstil, der leidenschaftlich die gute Botschaft von Jesus in Wort und Tat auslebt. Wir sind zu einem diakonisch-missionarischen Lebensstil berufen.

Fragen:
· Lebe ich einen diakonisch-missionarischen Lebensstil?
· Welche diakonischen Aktivitäten gibt es in unserer Gemeinschaft?
· Bin ich / sind wir bereit, in unserer Gemeinschaft die Nöte und Bedürfnisse anderer wahrzunehmen, ernst zu nehmen und Menschen mit Problemen, Menschen mit Behinderungen, Menschen, die zu den Randgruppen zählen, hereinzunehmen (hereinzulieben)?
· Welche Maßstäbe legen wir bei Mitarbeiterberufungen an?

Kurt Stotz, Loßburg

Impulse zur Veranschaulichung für Erwachsene und Kinder:
· Zur Veranschaulichung der Verse 1-7 gibt es zwischendurch einen kleinen Imbiss, z.B. von den Kindern vorbereitet und verteilt.
· Karten mit je einer diakonischen Aktivität vorbereiten (z.B. für kranke Nachbarin einen Kuchen backen, einen Monat lang jede Woche den Hof von Frau S. fegen, zwei Besuche bei Herrn M. machen und ihm eine Predigt o.ä. vorlesen, für Ehepaar Z. einkaufen gehen, einmal Babysitten bei Familie K., einen Spaziergang mit jemandem im Rollstuhl machen, einer gestressten Mutter die Wäsche waschen oder bügeln, jemanden zum Mittagessen oder Kaffee einladen, einmal das Auto von Herrn B. waschen, für jemanden eine Woche lang beten ...) Wenn das zu lang ist, evtl. ein paar Beispiele rausstreichen.
Kinder, Jugendliche und Erwachsene dürfen eine Karte ziehen. Eine Woche später kann in der Gemeinschaftsstunde über die Erfahrungen berichtet werden.
· Lattenzaun (s.13.7.) erweitern.