Apostelgeschichte 2,1-13

Das Wunder von Pfingsten

Der Gott der Geschichte
Das Pfingstfest wurde am 50. Tag (griech. pentekoste hemera) nach dem feierlichen Erntebeginn in der Passah-Woche begangen. Zum Tag der Pfingsten (hebr. Chag Schawuoth) pilgerte der Israelit in jedem Jahr nach Jerusalem, um Gott vor seinem Heiligtum für den Segen in seinem Leben zu danken. Schawuoth ist der Abschluss der siebenwöchigen Ernte (3.Mose 23,15f).
Von den sieben Tagen der Passah-Woche spannt sich inhaltlich ein Bogen zu diesem Schlussfest, wie Schawuoth auch heißt. Die Zahl sieben als Zahl der Vollendung und Vollkommenheit unterstreicht die inhaltliche Linie: sieben Wochen lang vollkommenen Segen ernten dürfen nach sieben Jubeltagen, an denen Israel die vollendete Rettung Gottes aus der grausamen Hand Ägyptens feiert.
Schon zur Zeit Jesu begann man Schawuoth als allgemeines Gedächtnisfest der Taten Gottes zu begehen. Später kam das dankbare Erinnern des Empfangs der Gebote Gottes am Sinai hinzu.

... bezeugt sich in Jesus Christus ...
Passah und Schawuoth, Auszug aus Ägypten und Gesetzgebung am Sinai werden nun heilsgeschichtlich auf einer Ebene betrachtet: Gott rettet sein Volk aus dem Land der Knechtschaft, schenkt Lebensraum und Lebensgrundlage und offenbart ihm am Sinai, wie das neue Leben im Land der Freiheit gelingen kann.
Durch die Auferstehung Jesu an Passah bekommt die Feier des Auszugs eine umfassende Dimension: Gott rettet in Jesus aus der Knechtschaft der Sünde und des Todes. Mit der Ausgießung des Geistes an Schawuoth offenbart Gott den unerhört neuen Entwurf eines neuen Lebens in der Freiheit der Kindschaft. Die Botschaft von der Auferstehung des Christus entfaltet durch Pfingsten ihre Sprengkraft und Wirkmacht. „Pfingsten ist die abschließende Feier der Auferstehung, Feier der Erkenntnis des letztgültigen Wortes, Feier der Predigt als Proklamation der Herrschaft Jesu Christi“ (K.H. Miskotte).

... unmittelbar durch die Kraft des Heiligen Geistes!
Die Jünger feiern mit ihrem Volk das Fest des leiblich erfahrbaren Segens Gottes und der Offenbarung seines Willen in der Thora. Im Vollzug des schlichten Gehorsams gegenüber der vorläufigen Platzanweisung von Kapitel 1,4 bricht plötzlich das Wunder des Geistes ein - inmitten seines Volkes erfüllt sich die Verheißung (Joel 3). Dem Israel, an dem er von alters her in Treue festhält, wird das Vermögen zu neuem Reden und Hören geschenkt.
Und da sind es zuerst die Jünger, die als ‘Geistbehauchte’ (Joh 20,22a) das ‘unerhörte’ Wunderzeichen am eigenen Leib erfahren: die Gabe neuer Rede. Das Sprachwunder lässt ihnen ‘Hören und Sehen vergehen’ – d.h. es bleibt kein Raum mehr für anderes: „Sie wurden alle e r f ü l l t vom Heiligen Geist“. Die Weggemeinschaft um den Auferstandenen tritt so die großen Taten Gottes bezeugend und proklamierend den Volksgenossen aus Israel und der Diaspora entgegen.
Deren Ratlosigkeit gründet nicht darin, dass sie die Rede nicht verstehen, sondern darin, dass sie paradoxerweise sehr gut verstehen. Das Wort kommt direkt an und entfaltet seine Wirkung. Das geistgewirkte Zeugnis betrifft unmittelbar und schließt alles Deuteln und Orakeln von selbst aus. Die Einfachheit und Verständlichkeit der Rede ist so frappierend, dass die einen tief bestürzt schweigen und die anderen in hilflosem Spott den Mund nicht mehr zubekommen.
Gottes Reden kommt an - der Geist selbst schafft das Wunder, dass sein Wort uns auch erreicht.

Fragen zum Gespräch:
· „Ich lese schon lange in der Bibel – Gott hat mich aber noch nie angesprochen“ - was kann man da raten?
· Wie kann das Wunder von Pfingsten bei uns Wirklichkeit werden?

Carsten Schröder, Satteldorf

Impulse zur Veranschaulichung für Erwachsene und Kinder:
Impuls: Gott will jeden Menschen in seiner Sprache erreichen. In wie vielen Sprachen könnt ihr „danke“, „bitte“ und „Grüß Gott“ sagen?
Weitere Anregung: Ausländische Bibeln oder Bibelteile auflegen und an ausländische Mitbürger weitergeben.