Apostelgeschichte 10,1-48

Gesucht und gefunden

Religion ist die Suche des Menschen nach Gott, heißt es. Stimmt! Nur das Ergebnis der Suche, das stimmt eben nicht immer. Und daher hat die Bibel eine andere Perspektive: Gott sucht den Menschen, heißt es hier. Einer der Ersten, den Gott besuchte, war Abraham, von dem wir gar nicht wissen, ob er seinerseits auf der Suche nach Gott war. Jedenfalls sagte Gott damals zu Abraham: „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden“ (1.Mose 12,3). Lange Jahrhunderte war davon dann nicht viel zu spüren. Gott ging hauptsächlich seinem eigenen, meist untreuen Volk nach. Daran hat auch das Kommen Jesu zunächst scheinbar wenig geändert. In der Apostelgeschichte aber geschieht etwas Neues. Schon der Auftrag an die Jünger in Apg 1,8 macht es klar: Grenzen sollen überschritten werden. Doch die Apostel waren offensichtlich zögerlich damit, woran auch die Tatsache nichts änderte, dass sich bei Philippus ein Ausländer bekehrte, und so nahm Gott die Sache selbst in die Hand.

Ein Heide auf der Suche (V. 1-8)
Centurio war er, Befehlshaber über eine römische Kohorte (ca. 80 Mann), stationiert in Cäsarea, dem Sitz des römischen Statthalters von Judäa. Die Juden hassten diese Stadt, deren Bevölkerung über die Hälfte aus Heiden bestand, weil sie einst von Herodes dem Großen zu Ehren des römischen Kaisers ausgebaut und umbenannt worden war. Ausgerechnet hier sucht Gott sich einen Mann, vom dem uns seinerseits berichtet wird, dass er auf der Suche war, auf der Suche nach dem Gott der Juden. „Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR.“ (Jer 29,13.14) Cornelius Suche blieb nicht ohne Einfluss auf sein Umfeld, sein „ganzes Haus“ war davon mitbetroffen. Gemeint sind wohl seine Sklaven, denn ein römischer Centurio durfte nicht verheiratet sein. Gott gibt ihm den Auftrag, auf die Suche nach Petrus zu gehen.

Ein Apostel beim Gebet (V. 9-16)
Szenenwechsel: 48 Kilometer südwestlich befindet sich ein Apostel im Gebet. Seltsame Dinge sieht er. Einen ungeheuerlichen Auftrag bekommt er: Er soll unreines Getier essen, ein Unding für einen frommen Juden. Was soll das? Petrus rätselt.

Ein skandalöser Besuch (V. 17-33)
Die Erklärung wird sozusagen „frei Haus“ geliefert: Es klopft, und Heiden stehen vor der Tür. Ob Petrus das gleich mit seiner Vision zusammenbrachte, ist zweifelhaft, auf jeden Fall stellt er sich den Besuchern und ist ihnen gegenüber gastfreundlich, mehr noch, er folgt ihrer Bitte und begleitet sie ins Haus ihres Herrn. Ob die Brüder (V. 23) Petrus aus Freundlichkeit begleiteten oder um auf ihn aufzupassen, wird nicht deutlich. Allen Beteiligten ist jedoch klar: Ein Skandal ist eigentlich unvermeidbar (V. 28).

Ein Apostel mit Aha-Erlebnis (V. 34-43)
Als Petrus aber die Rede des frommen Cornelius hört und die versammelte Heidenmannschaft in seinem Hause sieht, fällt es ihm wie Schuppen von den Augen, und er versteht plötzlich: „Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht verboten“. Petrus fängt Feuer und hält eine flammende Kurzpredigt; dabei wird deutlich, dass Cornelius schon von Jesus gehört hatte (V. 37).

Be-Geist-erte Heiden, entgeisterte Christen (V. 44-48)
Noch bevor Petrus seine dreimotorige Predigt beenden kann, geschieht das Unfassliche: Die Heiden werden vom Heiligen Geist erfüllt (wörtlich: befallen), beginnen in Zungen zu sprechen und Gott für seine Größe zu loben. Die Heiden sind erfüllt, die Brüder entsetzt: Geht es hier mit rechten Dingen zu, darf das sein? Petrus jedoch hat den Durchblick und befiehlt, sie alle zu taufen.

Das Ende der Mission Gottes, der Beginn der Weltmission Was für eine Geschichte! Die Mission Gottes, die in Abraham begann und das Heil für die Menschen zum Ziel hatte, kommt mit der Bekehrung des Cornelius ans Ziel. Gleichzeitig ist hier der Ausgangspunkt für alle Mission seither gesetzt. Es ist klar: Das Heil gilt allen Menschen (1.Tim 2,4). Nun gilt es geographische, kulturelle, ja bisweilen sogar religiöse Grenzen zu überschreiten, um den Menschen dieses Heil zu verkündigen. Dabei bleibt eins bestehen: Es ist Gottes Mission, nicht unsere! Wir sind seine Werkzeuge. Hoffentlich wollen wir Gott nicht die Methoden vorschreiben, mit denen er Menschen sucht.

Fragen zum Gespräch:
· Cornelius betete und suchte nach Gott. Petrus betete und fragte nach dem Willen Gottes. Beide bekamen Antwort. Was suchen und finden wir im Gebet?
· Mission verstehen wir oft als Grenzüberschreitung hin zu anderen. Petrus muss vor allem seine eigenen Grenzen und die seiner Mitbrüder überschreiten. Welche Grenzen gilt es vielleicht für uns zu überschreiten?

Cornelius Haefele, Kusterdingen

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
Impuls zu V. 34: Wir kündigen an: „Heute bekommt jeder etwas geschenkt – fast jeder.“ Durch die Reihen gehen und etwas austeilen. Einzelne werden übergangen mit unterschiedlichen Begründungen, z.B. schwarze Fingernägel, Brillenträger, falscher Dialekt... Gott ist ganz anders! Er macht keine Unterschiede. Seine Liebe gilt jedem – Gott sei Dank!

Impulse zur Veranschaulichung