Unsere Freude am Hause des Herrn

Unsere Freude am Hause des Herrn

Als ich zum erstenmal mit einer Reisegruppe nach Jerusalem hinauffuhr – ich war mir der Bedeutung des Geschehens gar nicht richtig bewusst –, sagte der israelische Reiseführer zu mir, ich möge Psalm 122 lesen. Ja natürlich, welcher Bibeltext würde in dieser Situation besser passen?! Das Wallfahrtslied über Jerusalem. Und ich las im schaukelnden Bus aus der kleinen Senfkornbibel – und war tief bewegt von diesen so treffenden Worten des Psalms.

Jerusalem gestern
Die Freude des Psalmbeters kann ich nachvollziehen: Welch große Freude, wenn jemand nach Jerusalem gehen will! - Doch manche argwöhnen dabei gleich Reliquienkult oder so etwas, aber das meine ich nicht, sondern die Begeisterung für das Wirken Gottes auf dieser Erde. Auch wenn unser Ziel nicht wie damals der Tempel als das Haus des Herrn ist und auch wenn eine Jerusalemreise keineswegs »heilsnotwendig« ist, so drückt doch das Hingezogensein zu Jerusalem eine Liebe zur Heilsgeschichte Gottes aus. Denn in dieser Stadt hat Gott seinen »Pflock« in die Erde geschlagen. Diese Stadt zeigt, dass Gott ein Anrecht auf alle Städte, auf die ganze Welt hat. Und diese Stadt veranschaulicht, dass Gott sich die-ses Recht nicht nehmen lässt. Und schließlich ist diese Stadt der Ort, an dem Gott seine unfassbare Liebe zur ganzen Welt in der Hingabe und Auferweckung seines Sohnes Jesus Christus gezeigt hat. Keine Stadt hat mehr Geschichte – hat mehr Zukunft. Keine Stadt ist aber auch in solcher Weise umkämpft wie Jerusalem. Eben darum, weil Gott diese Stadt für sich beansprucht und sich nicht von Menschen regieren lässt.

Jerusalem heute
Das Haus des Herrn ist die beste Adresse, zu der man gehen kann. Bei ihm sind wir richtig, bei ihm sind wir willkommen. Diese Adresse ist heute die Gemeinde Jesu. Denn in Jesus sind die Verheißungen und Aufgaben des Tempels zur Erfüllung gekommen. Er ist der wahre Tempel. Er ist die Mitte, der »Wallfahrtsort«. Wenn wir uns in seinem Namen versam-meln, dürfen wir große Freude daran haben, dass wir in ihm, dem Haus des Herrn sind. Ist uns das wirklich ein Bedürfnis? Schleppen wir uns nicht manchmal so halb widerwillig zum Haus des Herrn? Und sind wir nicht schon beschämt worden, dass Gott uns in der Gemeinschaft reich gesegnet hat – trotz unserer Trägheit und Zähigkeit! Es ist eindeutig: Er will, dass wir zusammenkommen, „zu preisen den Namen des Herrn“. Dabei geht es gar nicht zuerst um uns, sondern um ihn, um seine Verherrlichung.

Jerusalem morgen
Heilsgeschichtlich gesehen ist dies jedoch ein vorübergehendes Stadium. Denn die Verheißungen Gottes zielen dahin, dass Christus von Jerusalem aus als Weltenherrscher regieren wird. Das Ziel des Glaubens ist das Schauen. Vorbild für diesen Zentralisationspunkt waren damals die Stämme Israels – und selbst Jesus ist mit seiner Familie aus dem fernen Galiläa zu den jüdischen Festen nach Jerusalem gepilgert. In einem viel umfassenderen Sinne wird Jerusalem diese Funktion wieder einnehmen, wenn die ganze Welt Jesus anerkennen wird und muss und das Volk Gottes in die heilige Stadt zieht. Manche weinend, denn der „Herr hat Großes an uns getan“ (Ps 126,3), doch „die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“ (Ps 126,5). „Nun stehen unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem.“ Es ist geschafft, wir sind am Ziel. Welche Freude!

Fragen zum Gespräch:

  • Was ist uns die Gemeinschaft wert? Der Psalmist sagt: „Um des Hauses des HERRN willen, unseres Gottes, will ich dein Bestes suchen.“ Tun wir das?
  • Mit welchen Augen sehen wir Jerusalem? Den Augen einer politischen Richtung, der Presse, der Volksmeinung – oder den Augen der Bibel?
  • Was können wir heute für Jerusalem tun? Zum Beispiel für messianische Juden, den Vorläufern des Kommenden?

Dekan Rainer Uhlmann, Gaildorf

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:

  • Zusammentragen: Welche biblischen Geschichten fallen uns ein, die in Jerusalem passiert sind?
  • Eine Folie oder ein Plakat mit der Landkarte von Israel (ohne Ortsnamen) auflegen. Nun dürfen verschiedene Leute markieren, wo Jerusalem ihrer Meinung nach liegt. Wer ist am nächsten dran?
  • Einladen, Souvenirs aus Jerusalem / Israel mitzubringen. Was verbinden die Einzelnen damit?
  • Vielleicht kann eine Kindergruppe einen israelischen Tanz vorführen?