Nehemia 3, (1-32) 33-4,17

Was Nehemia leitet

Der Schwerpunkt dieses umfangreichen Textes liegt auf Neh 4. Es ist jedoch empfehlenswert - nicht nur wegen des Zusammenhangs - Teile von Kap. 3 zu lesen und darauf einzugehen - wenigstens einer der Ausleger.

Die äußere Strategie (3,1-32)
Das Werk wird in Angriff genommen. Nehemia hat einen gut durchdachten Arbeitsplan, der gerade auch im Blick auf christliche Familien und christliche Gemeinden wichtige Aspekte darstellt.
· Jeder hat seine genaue Platzanweisung.
Es sind klare Aufträge vorhanden: "von da bis da". Das bedeutet auch klare Begrenzungen. Die Arbeit ist riesig - sie wird aufgeteilt. Nicht jeder muss überall sein. Jeder hat seinen Freiraum, aber auch seine Verantwortung. Jedes kleine Mauerstück war bedeutend. Jede Lücke wäre zum Schaden aller gewesen.
· Aufgaben und Verantwortung delegieren.
· Klugheit
Wiederholt heißt es "gegenüber seinem Hause" (z.B. V. 10.28.29). Jeder hatte besonderes Interesse, dass das Mauerstück unmittelbar bei seinem Haus geschützt war!
· Verschiedene Aufgabenfelder
Es gab Arbeiten an den Toren, Türmen, Mauerteilen, Türen - ganz unterschiedliche Aufgaben. Das eine war nicht besser, das andere nicht schlechter: nur andersartige Aufgaben, aber ein Werk! Wichtig war, diese Aufgabe zu bejahen und nicht zu vergleichen.
In der Gemeinde Jesu gilt das auch: lies 1.Kor 12,15-21; 27-29. Es gibt die Aufgaben der Evangelisation, der Gemeinschaftspflege, Seelsorge, Jugendarbeit...
· Verschiedene Begabungen wirken zusammen.
Wir beachten die unterschiedlichen Berufe: Goldschmiede, Salbenbereiter, Priester, Händler usw. Alle packen mit an - es ist ein Werk! Vielleicht mag der eine oder andere gesagt haben: Dazu bin ich nicht geeignet. Doch die Gaben wachsen oft mit der Herausforderung. "Gott ruft nicht die Begabten, er begabt die Berufenen" (lies 1.Kor 12,4-11).
· Unterschiede in den Leistungen
Ein Blick macht deutlich, dass die Leistungsfähigkeit sehr unterschiedlich ist (vgl. Gleichnis von den anvertrauten Pfunden).
· Jeder ist wichtig
Die Unterschiede bedeuten nicht: Der eine ist mehr wert als der andere; alles ist auf Ergänzung angelegt - so wie Gott die ganze Schöpfung auf Ergänzung anlegte: Mann und Frau, Alt und Jung... Es hängt davon ab, ob wir einander als Ergänzung oder als Konkurrenten ansehen und wie wir mit den Unterschieden umgehen. Das gute Miteinander schafft eine erstaunliche Leistungsfähigkeit, so dass in 52 Tagen das Werk fertig ist (6,15).
· Nicht alle packen mit an
Es gibt auch Besserwisser, Zuschauer, Kritiker - wie zu allen Zeiten (V. 5).
Fazit: 1.Petr 4,10

Der Gegner formiert sich (3,33-4,2)
Der Feind Gottes macht sich auf, wo Jerusalem gebaut wird (vgl. 1.Kor 16,9). Es gibt kein Werk Gottes in dieser Welt, dem nicht alsbald Widerstand entgegengesetzt würde. Der Widersacher (Satan) und Durcheinanderbringer (Teufel) ist auch hier kräftig am Werk.
Er will Gottes Ziele vereiteln und unterlaufen, benützt Umstände und Menschen und hat raffinierte Methoden: Misstrauen zu erzeugen, Uneinigkeit und Resignation zu verbreiten.
Der Gegner hat auch eine klare Strategie - immer wieder taucht er auf, jedoch mit unterschiedlichen Methoden
Wir erkennen eine klare Steigerung in der Strategie des Feindes: zuerst sind es zwei, dann drei, dann fünf Gegner!
Jerusalem wird systematisch umzingelt. Der Gegner passt sich der jeweiligen Situation an. "Groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist" (GL 461,1). Die Angriffe werden sich noch steigern, die Methoden raffinierter (vgl. Kap. 6).

Die innere Strategie (4,3-17)
Nehemia hat eine klare innere Linie:
· Aufbauen
Jerusalem liegt in Trümmern, ist ohne Mauer, ohne Raum der Geborgenheit. So kann man nicht leben. Aufbauen ist die Devise (vgl. 2,5+17). Wörtlich: "Stein auf Stein setzen". Das braucht Zeit! Das Gegenteil: zerstören, Trümmer produzieren. Davon gibt es genug - damals und heute. Nehemia musste sich mit den Trümmern anderer beschäftigen. Er identifiziert sich mit den Zielen Gottes: Gott schafft Leben und gibt Lebensraum (Garten Eden als Raum der Geborgenheit). Der Gegner will Leben zerstören. Jesus ist erschienen, um das Zerstörte wieder aufzubauen (Mt 1,21; 1.Joh 3,8). Das Wort "ausbessern" heißt wörtlich: heilen! (vgl. Heiland).
· Aufschauen
Mutlosigkeit macht sich während des Bauens breit (V. 4). Die Angriffe des Gegners, Verachtung und Spott wirken (2,17; 3,33ff). Wir sind störanfällig. Kleine Nadelstiche wirken: "Was habt ihr schon zu bieten mit euren kleinen Häufchen?" Am schlimmsten ist die innere Mutlosigkeit: "Wir können nicht mehr!" Das spricht "das Volk von Juda". Juda war die Elite des Volkes - dem Löwen zu vergleichen (1.Mo 49,8-12). David kam aus diesem Stamm, Jesaja - und Jesus! Die Zuverlässigsten, die Stabilsten können nicht mehr und geben auf. Die Lage ist äußerst kritisch.
Was tun? Durchhalteparolen helfen nicht, auch nicht ein billiges "Kopf hoch!" Nein: aufschauen (V. 3+8). Den Blick weg von den Angriffen hin zu Gott. Nicht der Gegner darf thematisiert werden, sondern Gottes Größe. "Unser Gott wird für uns streiten" (14b).
Auch heute wird zu viel über den Gegner, über Satan und seine Auswirkungen gesprochen. Unser Thema ist nicht Satan, sondern Jesus!
· Aufrichten
Nehemia richtet das Volk auf, zunächst innerlich - dann äußerlich:
- indem er die Not wahrnimmt (als ich ihre Furcht sah),
- durch Anteilnehmen: Er geht auf sie zu (V. 8),
- durch einen göttlichen Zuspruch: "Fürchtet euch nicht vor ihnen, gedenkt an den Herrn".
Welche geheimnisvolle Kraft liegt doch in diesem "Fürchtet euch nicht".
- durch das Bewusstmachen der Gemeinschaft. Nehemia weiß um die Gefahr der Zersplitterung, gerade bei einem großen Werk. Deshalb versammelt er sie (V. 7) und stellt sie bewusst in die große Gemeinschaft hinein (V. 13.14). Das "Wir-Bewusstsein", das Erleben der Gemeinschaft ist eine stärkende und tragende Kraft. Wie notvoll ist heute der Trend der Individualisierung und das Auseinanderfallen der Gemeinde Jesu in Gruppen und Grüppchen.
- durch eine klare Zielvorgabe: "Streitet für eure Brüder..." (V. 8), nicht: streitet gegen. Für was trete ich ein? (vgl. 2.Kor 5,20). So verändert sich die Situation - es geht wieder an die Arbeit (V. 9).
· Bewahren
Das Erreichte muss geschützt werden; was Gott schafft und baut, ist sofort gefährdet (vgl. Garten Eden). Der Feind ist immer auch da. Deshalb gilt: bauen und bewahren (1.Mo 2,15). Hier beim Mauerbau: bauen und verteidigen (V. 10), Kelle und Waffe (V. 11).
Wer A sagt (aufbauen) muss auch B sagen (bewahren). Deshalb gilt es: Glauben wecken und vertiefen, Evangelisation und Gemeinschaftspflege

Fragen zum Gespräch:
· An welchen Stellen entdecken wir das "Fürchte dich nicht" in der Bibel?
· Was heißt bauen und bewahren heute konkret?

Otto Schaude

Impulse zur Veranschaulichung