Nehemia 2,1-20

Vom Beten zum Tun

Eine zentnerschwere Last hat sich auf die Seele Nehemias gelegt - er hat vom erbärmlichen Zustand Jerusalems erfahren. Vier Monate leidet und fastet er und betet für den Wiederaufbau der Gottesstadt und für die geistliche Erneuerung seines Volkes (Kap.1). Es scheint sich kein Weg zu zeigen. Ist alles beten umsonst? Aber Gott hört seine Gebete und handelt:

Gott schafft die richtigen Situationen
Die vertauensvolle Aufgabe des Mundschenks ist das Vorkosten und Prüfen der Speisen und Getränke des Königs, um sicherzustellen, dass nichts vergiftet ist. Er sollte immer ein fröhliches Gesicht zeigen, denn hinter einem traurigen Gesicht könnten sich schlechte Gedanken gegen den König verbergen. Es konnte die sofortige Entlassung oder den Tod bedeuten, wenn man in seiner Gegenwart traurig war.
Nehemia konnte aber in seinem Leid nicht mehr fröhlich sein. Der König merkte das sofort und fragt nach. Da nennt ihm Nehemia voller Angst den Grund seiner Trauer. Und der König reagiert ganz anders als erwartet: "Was willst du denn?" Das war die Chance für Nehemia. Dafür hatte er vier Monate gebetet. Nehemia war vorbereitet für diese Situation. Er hatte sich wohl alles gut überlegt. Noch ein kurzes Stoßgebet, und dann nennt er dem König seine Anliegen und Wünsche: Freistellung vom Dienst, königliche Begleitbriefe und Vollmachten - und der König gibt sogar noch Hauptleute und Reiter dazu. Gott hat die Gebete dieses leidtragenden Mannes nicht überhört und schenkte die rechte Möglichkeit zur rechten Zeit.

Gott gibt Weisheit, Kraft und Mut
Drei Tage ist Nehemia in Jerusalem, bevor er etwas unternimmt. Sind es Tage des Gebets, des Fragens: Herr, und nun? Was willst du? Bekommt er hier die Weisung von Gott eingegeben (V.12b)?
Heimlich macht er sich dann mit dem Zustand in Jerusalem vertraut. Teilweise gibt es kein Durchkommen - nur Steine und Trümmer. Sollte er aufgeben, war es hoffnungslos?
Nein, er entwickelt Pläne, wie diese schwere Aufgabe zu bewältigen ist. Und danach bespricht er sein Vorhaben mit den Verantwortlichen. Geschickt überzeugt er die Schlüsselpersonen: Ihr seht und kennt doch alle das Elend hier. Alle spotten über uns. Lasst uns zusammen etwas tun, damit diese Schande ein Ende hat (V. 17). Und der Entschluss wird gefasst: "Auf, lasst uns bauen!" Aber es sind letztlich nicht Nehemias klug aufgebaute Reden, seine durchdachten Pläne oder seine Begabungen, die zur Aufbruchstimmung führen..

Gott hält seine gnädige Hand über Nehemia
Zweifellos gibt sein Bericht über das erstaunliche Wirken Gottes den Ausschlag (V. 18). Gott hat den König gelenkt, die Wege geebnet, und er wird das Gelingen geben. In dieser Gewissheit können auch unmögliche Projekte angegangen werden. Wo Gott seine Hand über uns hält, können uns auch die Spötter und Gegner nichts anhaben. Sie werden am Segen Gottes keinen Anteil haben (V.20). Aber wer mit Gott lebt und sich in seinem Namen aufmacht, wird seine Güte und Hilfe erleben.

Fragen zum Gespräch:
· Können wir betend darauf warten, bis Gott Türen öffnet und Möglichkeiten schenkt?
· Wo haben wir Gottes Eingreifen und seine gnädige Hand so wunderbar erlebt, dass wir und andere Mut und Zuversicht für die Zukunft daraus schöpfen können? Könnten wir beim nächsten Zusammensein nicht davon erzählen?
· Wie kann Aufbau und Aufbruch heute geschehen?

Martin Rudolf, Laichingen