Esra 8, 15-36

Reise nach Jerusalem

Esra schrieb die Rückkehr nach Jerusalem ähnlich wie in einem Tagebuch auf. Die Rückkehr aus dem Exil in Babylon war für ihn so bedeutsam wie die Rückkehr der Väter aus Ägypten. Diese Ereignisse können miteinander verglichen werden. Wie damals, so war es auch dieses Mal die gute, behütende Hand Gottes (V. 18+22). Sie verstanden diesen neuen Abschnitt als Weiterführung der Heilstaten Gottes für sein Volk.

Reisevorbereitungen
Alle, die mit in die alte Heimat nach Jerusalem ziehen wollten, versammelten sich am Fluss, der nach Ahawa fließt - wohl einer der vielen Kanäle des Euphrats. (Ahawa ist bislang noch nicht gefunden worden.) Die Liste aus Kap. 8,1-14 zählt rund 1500 Männer. Dazu kamen noch Frauen und Kinder. Insgesamt sind es dann schätzungsweise 5000 Menschen gewesen, die aus der Gefangenschaft nach Jerusalem zurück gezogen sind.
Esra verschafft sich zunächst einen Überblick über seinen Treck, den er durch die gefährliche Wüste führen soll. Dabei fällt ihm schnell auf: Es sind keine Leviten dabei. Sie fehlen! Ohne Diener für das Haus Gottes können wir unmöglich nach Jerusalem ziehen. Der Dienst am Tempel ist doch ein Hauptgrund für diese Heimreise (Kap. 7,14ff). Schnell sendet er verständige Familienoberhäupter in dieser wichtigen Angelegenheit nach Kasifja. Der dortige Vorsteher Iddo soll Leviten mitschicken.
Die Delegation kommt erfolgreich zurück: Zwei Leviten-Familien kommen nun mit nach Jerusalem, sowie 220 Tempeldiener. Esra schreibt diesen Verdienst jedoch nicht der klugen Vorgehensweise zu, sondern der gnädigen Hand Gottes (V. 18).

Gottes Schutz
Eine so weite Reise war in jener Zeit weitaus gefährlicher als heute. Räuber und Feinde gab es genügend. Ohne weiteres hätte Esra vom König Truppengeleit erbitten können (vgl. Kap. 7,6). Doch er schämte sich, denn er hatte dem König von Gottes allmächtigem Schutz erzählt. - Was ist das für ein Glaube, wenn man groß von Gottes Schutz spricht, sich gleichzeitig aber nicht darauf verlassen will und sich lieber absichert? - Für den heidnischen König wäre das nicht besonders glaubhaft. Jetzt war ihr Glaube gefordert. Rund 5000 Menschen fasteten und erbaten vom Herrn Schutz. Esra war bereit, um Gottes Ehre willen etwas zu wagen. Und der Herr erhörte sie.
Den oberen Priestern übertrug er gleich Verantwortung. Sie waren zuständig für alle Angelegenheiten des Tempels, also auch für den Transport der wertvollen Tempelgüter. Obwohl dies Männer mit Würde waren, verließ er sich nicht darauf, dass sie es schon richtig machen werden, sondern er kontrollierte sorgfältig, ob auch alles in Jerusalem ankam.

Ankunft in Jerusalem
Nach vier Monaten kamen sie in Jerusalem an (Kap. 7,9; 8,31). Was alles auf der Reise passierte, wird nicht genau gesagt. Jedenfalls errettete der Herr sie vor den Räubern und Feinden. Auch dieses Mal stellte Esra fest: Die Hand des Herrn war über ihnen. Er beschützte sie. Nach dieser anstrengenden Reise ruhten sie erst einmal für drei Tage aus. Danach nahm der Priester Meremot den Tempelschatz in Empfang. Offenbar fehlte nichts davon. Die Heimkehrer brachten dem Herrn reichlich Brand-, Dank- und Sündopfer dar. Grundton für die Feier ist der Dank für die Bewahrung auf der gefahrenreichen Reise. Das ist die rechte Antwort auf die erfahrene Hilfe Gottes.

Fragen zum Gespräch:
· Warum wollten wohl zuerst keine Leviten mitkommen (V. 15-20)?
· Wo sollten wir um Gottes Ehre willen etwas wagen?
· Worin besteht der Unterschied zwischen Priester und Levit? (Bibellexikon aufschlagen)

Oliver Lutz, Balingen