Esra 7, 1-28

Gottes gnädige Hand über seinem Volk

"Nach diesen Geschichten" (V. 1): Zwischen den Kapiteln 6+7 liegt ein Zeitraum von ca. 57 Jahren. Ein neuer Abschnitt beginnt - eine zweite Rückwanderung aus dem Exil unter der Führung von Esra (vgl. Juni-Bl. S. 10/11) im Jahre 458 v. Chr. zur Zeit des persischen Königs Artaxerxes (Artahsasta 464-424).

Gott knüpft an das Vorige an (V. 1-5)
Gott macht weiter in seinem Heilsplan mit Israel (und der gesamten Menschheit) - auch wenn oft eine längere Pause eintreten mag. Zwei Dinge fallen ins Auge:
- "Nach diesen Geschichten" (V. 1)
- Der Stammbaum Esras. Dieser macht deutlich, dass Esra ein direkter Nachkomme Aarons ist.
Beides zeigt uns: Gott knüpft an das Vorige an. Er macht in Treue mit seinem Volk weiter. Er handelt konkret in der Geschichte. Er löst den Segen über dem Hause Aarons (wieder) ein. Auch menschliche Schuld hält seinen Heilsplan und seine Segensspur nicht auf (vgl. 5.Mo 7,9 - bis ins 1000. Glied).

Gott gebraucht Esra (V. 6-10)
Diese Verse sind eine zusammenfassende Aussage über das Leben Esras und über die Kapitel 7-10. Da ist einerseits Esras Hingabe an "das Gesetz des Herrn" und an die priesterliche Aufgabe. Ein echter Schriftgelehrter; er hatte das Heil seines Volkes im Auge und sich das Vertrauen des Königs erworben - wohl durch absolute Zuverlässigkeit im Alltag (vgl. Nehemia, Daniel...). Sein Vorbild zieht andere mit (V. 7); freilich sind es nur "einige". Sein Lebensmotto: erforschen - tun - lehren.
Der entscheidende Hintergrund: "die gnädige Hand Gottes über ihm". Welch wunderbares Bild - welche wunderbare Tatsache! Nicht menschliche Leistung - keine Heldenverehrung! Die Bibel wirft den Blick auf das, was unserem menschlichen Auge verborgen ist. Gott lenkt Denken und Herz des Königs (V. 6+27) wie Wasserbäche (Jes 44,28). Er bewahrt auf der Reise (V. 9) und gibt getrosten Mut (V. 28). Gottes Gnade und menschliche Hingabe: beides bewirkt einen Neuaufbruch. Was Gott doch durch einen einzigen Menschen zu wirken vermag!

Gott gibt Vollmacht (V. 11-28)
Hier wird deutlich: Die äußere Vollmacht, die der persische König verleiht, hat ihren Hintergrund in der inneren Vollmacht und Beauftragung Esras. Wer vor Gott steht kann auch vor Menschen stehen (1.Kö 17,1). "Wer sich in der Stille unter Gottes Willen beugt, der wird tüchtig und frei, auch öffentlich zu handeln" (Bodelschwingh). Artaxerxes will seine totale Macht zeigen ("König aller Könige", V. 12) und ist doch Gottes Handwerkszeug. Welch ein Erlass - welche Freiheiten und Vollmachten! Das erkennt Esra und bricht deshalb in staunende Anbetung aus (V. 27+28; vgl. Röm 11,33-36). Zeichen seiner tiefen Gottesbeziehung!

Anregungen zum Gespräch:
· Wo gibt es in der Bibel Stammbäume, und welche Bedeutung haben sie?
· Wir listen die Privilegien und Vollmachten im einzelnen auf und besprechen sie.
· Weitere Beispiele, wo Menschen über dem Handeln Gottes in Anbetung ausbrechen (z.B. 1.Mo 15; 1.Sam 2)

Zur Gemeinschaftsstunde: Es empfiehlt sich, zuerst eine Zusammenfassung über den 1. Teil (Kap. 1-6) zu geben, um die Bedeutung dieses Textes hervorzuheben.
- Evtl. zuerst Verse 1-10 lesen und besprechen; erst danach die Verse 11-28.
- Schwerpunkte der Auslegung können die Verse 10.27+28 sein.

Otto Schaude