2.Mose 4,1-17 Gott stärkt seinen Boten

In der vorausgehenden Geschichte (2. Mose 3) empfing Mose eine besondere Gottesoffenbarung – einen besonderen Auftrag – und eine besondere Verheißung (vgl. geistliche Grundlegung). Dann bereitete Gott Mose auf seinen Auftrag vor (3,16-22). Fast im Detail wird ihm erklärt, was auf ihn in Ägypten zukommt. So ist Mose für seine Aufgabe gerüstet. Nichts steht mehr im Wege – er kann gehen!
ABER - Mose ist noch nicht soweit! Dieses Kapitel zeigt (in beeindruckender Weise),
- welche Hindernisse plötzlich auftreten können, wenn Gott in den Dienst stellt
- wie viele Einwände der Bote hat
- aber auch, in welcher Weise Gott sich väterlich-seelsorgerlich um seinen Boten müht.
Vom Auftrag wird nichts zurückgenommen; doch wird der Glaube des Boten gestärkt. Derjenige, der andere zum Glauben ruft, muss zuerst selbst Glauben lernen.

1. Mose hat Menschen im Blick (V. 1)
Ganz nüchtern stellt Mose fest: „Die Menschen werden mir nicht glauben und nicht auf mich hören“ (V. 1). Und er hat dabei Recht! Mose hat ein realistisches Menschenbild. Er weiß um die Gefallenheit des Menschen, um die Verstocktheit seines Volkes. Mose weiß: Hier ist keine Schwärmerei angesagt; er kann nicht mit utopischen Vorstellungen losmarschieren.
Wie viel hat ein falsches, idealistisches Menschenbild in Theologie und Pädagogik schon Schaden angerichtet! Der Mensch ist eben im tiefsten Grunde ein Gefallener, nicht fähig und nicht willens, den Willen Gottes zu tun (1.Mose 8,21; Ps 14,3; Matth 15,19; Röm 3,23). Optimismus ist nicht am Platz – Realismus ist gefragt.
Aber: Zum biblischen Realismus gehört auch ein realistisches Gottesbild. Es geht darum, nicht nur den Unglauben des Menschen zu sehen, sondern erstlich die Möglichkeiten Gottes! Genau hier hat Mose ein Defizit. Er schaut auf Menschen und sieht nur Probleme!
Das realistische Menschenbild bewahrt vor Schwärmerei. Das realistische Gottesbild bewahrt vor Resignation.

2. Gott hat Mose im Blick (V. 2-9)
Nun erhält Mose „Nachhilfeunterricht“ in Sachen Gotteserkenntnis. Wie wunderbar es Gott macht: Beispielhaft und anschaulich zeigt er Mose seine Macht. Dabei gebraucht er die einfachsten, alltäglichen Mittel: Stab – Hand – Wasser! Mose soll Israel zum Glauben rufen – nun soll er zuerst selbst glauben lernen. Ein Bote Gottes kann nur weitergeben, was er selbst in sich hat. Ludwig Hofacker sagte: „Ich predige, was ich selbst brauche“.
Eindrucksvoll nimmt Mose das Reden Gottes wahr. Jetzt ist alles klar – jetzt kann er gehen! Aber – nein:

3. Mose hat sich selbst im Blick (V. 10)
Unglaublich, wie kreativ der Mensch ist, wenn es um den Gehorsam des Glaubens geht – wie viele Ausflüchte er findet. Die „Einredungen des Fleisches“ sind vielfältig. Jetzt schaut Mose auf sich selbst. Er sieht seine Begrenzungen, seine Schwächen. Es ist im Prinzip wie in V. 1: Der Blick wird auf Menschen gerichtet – hier nicht auf andere, sondern auf sich selbst. Freilich: Hier sind allemal Defizite zu erkennen.

4. Gott korrigiert Mose (V. 11 und 12)
Großartig, wie Gott einerseits auf den Einwand des Mose eingeht, andererseits deutlich korrigiert: Er richtet den Blick auf sich: „Habe ich’s nicht getan, der Herr?“
Mose – du schaust auf deine Defizite und Grenzen – sie sind für dich ein Problem – aber nicht für mich! Ich weiß doch um deine Defizite – ich kann damit umgehen. Ja: Ich habe Menschen mit Defiziten, mit Grenzen geschaffen und habe damit eine gute Absicht. Hauptsache ist nicht, dass du perfekt bist. Hauptsache ist, dass ich mit dir bin. Du wirst gebraucht – mit deinen Schwächen und Grenzen. „Gott beruft nicht die Begabten - er begabt die Berufenen.“

5. Mose will nicht (V. 13)
Jetzt hat Mose kein Argument mehr – doch er weigert sich weiterhin. Jetzt kommt der Urgrund der Verweigerung zum Vorschein: Blanker Ungehorsam. Ein Nicht-glauben-Können ist oft ein Nicht-glauben-Wollen! Deshalb ist es wichtig, dass wir klar erkennen: Auch unser Wille ist gefallen und braucht Erneuerung durch den Geist Gottes. Deswegen geht es darum, dass wir um das Wollen und Vollbringen (Phil 2,13) bitten.
Moses Haltung ist verständlich – aber es ist eben Ungehorsam.

6. Gott überwindet den Unglauben (V. 14-17)
Gott setzt neu an – er gibt nicht auf. „Was er sich vorgenommen und was er haben will, das muss doch endlich kommen zu seinem Zweck und Ziel“.
- Er wird „sehr zornig“ - er macht den ganzen Ernst seines Willens und Auftrags deutlich.
- Er ist zugleich über die Maßen gnädig. Er gibt Mose noch „Zulagen“:
a) eine persönliche Hilfe
Mose erhält einen Bruder an die Seite als Ergänzung, Korrektur, Unterstützung (vgl. 1.Mose 2,18; Mark 6,7). Mose braucht den Bruder, der das Wort sagt – der aber auch ihm das Wort sagt. Es ist das Modell einer Dienstgemeinschaft. Einen Bruder (eine Schwester) von Gott an die Seite gestellt zu bekommen: Das ist das größte Geschenk für den Dienst. (Anmerkung: daher Brüderreisen zu zweit; daher der Brüdertisch ...).
b) eine sachliche Hilfe – der Stab (V. 17)
Als äußeres sichtbares Zeichen sollte er an vergangene Durchhilfe erinnern und zugleich Zeichen der Gegenwart und Macht Gottes sein (7,19-20; 14,16; 17,8ff).
Auch uns schenkt Gott mit dem Kreuz ein Zeichen seiner Gegenwart, Vollmacht und seines Versöhnungswerkes: Da ist es real passiert! Freilich: Der Stab allein macht’s nicht – der Glaube muss dazu kommen.
Wir staunen: Diesen Mose – voller Zweifel, Zögern und fehlendem Willen – schickt Gott nach Ägypten. Ihn, der total versagt hatte und steckbrieflich gesucht ist. So ist Gott: „auf dass sich vor ihm kein Fleisch rühme“.
Jetzt heißt es: „Und Mose ging hin“ (V. 18).

Fragen:
· Welche konkreten Einwände kennen wir aus unserem persönlichen Leben?
· Wir sprechen über den Segen der Bruderschaft und Gemeinschaft.

Otto Schaude, Reutlingen

Impulse zur Veranschaulichung für Erwachsene und Kinder:
Symbol für rotes Seil: Ein Mund, aus Papier ausgeschnitten. Plakat mit zwei Spalten erstellen zu „Moses Einwände und Gottes Antworten“ (ab Kap 3,11). Zum Nachdenken: Welche Ausreden habe ich, wenn Gott mich anspricht?