Der Anbruch einer neuen Zeit

2.Mose 11,1-10 und 12,29-42

Selbst nach neun Plagen war der ägyptische König noch nicht bereit, die Israeliten bedingungslos in die Freiheit zu entlassen. Schließlich droht Gott die Tötung aller Erstgeborenen in Ägypten an. Zugleich weist er die Israeliten an, sich zur Abreise vorzubereiten.

Trennung im Zorn
Pharao und Mose, die gemeinsam wie Brüder aufgewachsen waren, trennen sich im Zorn. Der Pharao bedroht Mose mit dem Tod, wenn er sich noch einmal blicken lässt (10,28). Und von Mose heißt es, dass er zornig aus dem Palast ging (11,8). Zu groß war die Kluft zwischen ihnen geworden, weil der eine nur auf seine Macht bedacht war und der andere Gottes Willen tat. Auch durch unsere Familien geht manchmal diese Kluft der Unversöhnlichkeit. Wichtig bleibt hier, sich als Christ an Gott und seinem Wort auszurichten, auch wenn man auf Unverständnis und Ablehnung stößt. Dabei soll man aber immer zur Versöhnung bereit sein, denn im Gegensatz zum Pharao verstockt Gott das Herz der unbequemen Verwandtschaft nicht, sondern Jesus will auch dort einziehen können. Das dürfen wir nicht behindern!

Vorbereitung zur Flucht
Gott kündigt an, dass zuletzt die Israeliten sogar von den Ägyptern aus dem Land geworfen werden. Eine kühne Prophezeiung, da doch die Ägypter sehr auf die Arbeitskraft der Israeliten angewiesen waren. Doch obwohl das Volk Israel versklavt war, so gab es doch auch gute Kontakte zu den Ägyptern. Dafür sorgte Gott, denn er wollte sein Volk nicht mit leeren Händen ziehen lassen. Deshalb war es für sie kein Problem, sich Schmuck von den Ägyptern zu leihen, den sie dann mit sich nahmen. Auch wir sollen mit unseren Nachbarn in gutem Kontakt leben, auch wenn sie keine Kinder Gottes sind. Eine gute Nachbarschaft ist Gold wert – nicht nur damals bei den Israeliten!
In unserem heutigen Abschnitt überspringen wir die Anweisungen, die Gott zur weiteren Vorberei-tung gegeben hat. Das Festmahl, das die Juden heute noch an die Erinnerung an den Auszug aus Ägypten feiern, wurde von Gott ganz genau angeordnet. Übrigens ganz praktisch: Brot aus ungesäuertem Brotteig, weil keine Zeit blieb, einen Sauerteig anzusetzen!

Tod im Land
Wie angekündigt, sterben alle erstgeborenen Kinder und Tiere der Ägypter. Auch den Pharao trifft diese harte Strafe Gottes. Jetzt endlich ist er bereit, die Israeliten bedingungslos ziehen zu lassen. Die Ägypter drängen sogar zur Eile. Groß ist die Furcht vor dem mächtigen Gott Israels. Es bleibt die Frage: Muss immer erst ein großes Unheil geschehen, bis Menschen beginnen, Gottes Macht ernst zu nehmen? Wäre es nicht viel besser, gleich seine Liebe und Gnade in Anspruch zu nehmen?

Weg in die Freiheit
Nach 430 Jahren auf fremdem Boden bricht das groß gewordene Volk, die Nachkommen Jakobs, auf in die Heimat. Es waren mehrere Millionen Menschen, die sich da auf den Weg machten, denn die Bibel überliefert uns ja nur die Zahl der hebräischen Männer (600 000). Zudem hatten sich ihnen viele nicht ägyptische Sippen (Beduinen?) angeschlossen. Mit diesem Tag beginnt die Zeitrechnung des Gottesvolkes neu. Die Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens bewirkt ein neues Zeitsystem. Unvergessen soll für das Volk Israel der Ursprung des Lebens in Freiheit sein. Bei jeder Datumsan-gabe werden die Juden bis heute daran erinnert! So war es 1400 Jahre später auch, als mit Jesu Geburt eine neue Zeitrechnung für das erweiterte Volk Gottes begann. Die Befreiung aus der Knechtschaft der Sünde bewirkt ein neues Zeitsystem. Unvergessen soll für uns der Ursprung unseres neuen Lebens sein. Bei jeder Datumsangabe werden wir daran erinnert!

Fragen zum Gespräch:
· Können wir die Kluft in unseren Familien noch im Guten überwinden?
· Wie ist unser Verhältnis zu nichtchristlichen Nachbarn?
· Lassen wir uns noch täglich daran erinnern, dass uns Jesus neues Leben in Freiheit geschenkt hat?

Pfarrer Ekkehard Graf, Owen

Impulse zur Veranschaulichung für Erwachsene und Kinder:
Symbol für rotes Seil (s.16.Febr.): kleiner Rucksack, denn jetzt beginnt der Auszug. Gott erfüllt seine Zusagen!
Spielidee dazu: Rucksackpacken mit Verheißungen. Jemand beginnt z.B. so: „Ich packe in meinen Rucksack Gottes Verheißung ´Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein!´“ Ein anderer: „Ich packe in meinen Rucksack Gottes Verheißung ´Ich will dich segnen...´ und ´Ich will dich mit meinen Augen leiten.´“ usw. Wie viele Verheißungen kommen zusammen? Impuls: wenigstens eine mit in die neue Woche nehmen!

2. Mose 12,1-28

Die Nacht der Befreiung

Dass Jahwe sein Volk aus Ägypten herausgeführt hat, ist in Israel stets eine Grundaussage des Glaubens gewesen. Unser Bericht gehört zu den wichtigen Erfahrungen des Volkes Israel. Sie haben ihren Niederschlag in den sogenannten Glaubensbekenntnissen des Volkes gefunden. Zwei Zusammenfassungen der Heilsgeschichte finden sich in 5. Mose 26,5-9 und 5. Mose 6,20-24.

Die Einsetzung des Passahfestes
Bis zum heutigen Tag wird in den jüdischen Familien am Passahabend vom jüngsten Kind die Frage an den Hausvater gestellt. „Wodurch ist diese Nacht vor allen Nächten ausgezeichnet?“ Darauf folgt die Schilderung des Auszugs aus Ägypten. In der Haggada, dem liturgischen Buch des jüdischen Hauses, wird die Anweisung gegeben: „Der an der Feier Beteiligte soll die Schilderung als gegenwärtig empfinden, denn in jedem Geschlecht muss der Mensch sich ansehen, als wäre er selbst aus Ägypten gegangen.“
Das Passahfest ist nicht ein Fest der frommen Erinnerung, sondern ein „Fest für den Herrn“, ein Gedenktag und eine ewige Ordnung (V. 14). Einübung des Glaubens. Vom AT lernen wir als Christen, dass Bräuche und Feste für unser Leben wichtig sein können.

Das Zeichen der Verschonung
Das hebräische Wort päsach heißt „vorübergehen“. Gott geht an den Häusern der Israeliten vorüber (V. 7). Wo das Zeichen des Blutes sichtbar ist, werden die Häuser verschont. Für die Israeliten ist das Blut also ein Schutzzeichen. Israel wird aus dem Gerichtsgeschehen an Ägypten wunderbar ausgespart. Wo der „Verderber“ das Blut des Lammes sieht, geht er vorbei. Wir sollten als Christen über Zeichen und Formen nicht gering denken. Nach dem Heilswillen Gottes ist die Passahnacht die Erlösungsnacht des Gottesvolkes.

Gott setzt Zeit und Stunde
Der jüdische Kalender fängt nicht mit dem 1. Januar an. „Dieser Tag soll euch zum Gedenktag werden.“ Das Passahfest ist das erste der drei Hauptfeste, vom 14.-21. Nissan. Nach 5.Mose 16 muss jeder männliche Israelit zu diesem Fest erscheinen, später dann im Tempel zu Jerusalem (der zwölfjährige Jesus im Tempel, Luk 2,41-52). Das Passahfest demonstriert die Macht Gottes. Auf Moses Bitte an Pharao: „Lass mein Volk ziehen“ sagt Pharao noch verächtlich: „Wer ist Jahwe, auf dessen Stimme ich hören soll? Ich kenne ihn nicht.“
Pharao sitzt scheinbar am längeren Hebelarm. Aber wenn Gottes Stunde gekommen ist, wird die Welt aus den Angeln gehoben. Diese Tatsache feiert Israel in jener Nacht. Noch in der Knechtschaft feiert Gottes Volk seine Freiheit. Diese Sicht von der Freiheit der Kinder Gottes hat der Apostel Paulus im Auge, wenn er schreibt: „Als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich“ (2.Kor 6,9,10a). Passahopfer für Jahwe. So sollt ihr essen (V. 11): im Zeichen des Aufbruchs, marschbereit, eure Sandalen an euren Füßen, eure Lenden gegürtet, essen in ängstlicher Eile, euren Stab in eurer Hand. Gott steht zu seinem Bund mit Abraham. „Wenn die Stunden sich gefunden, bricht die Hilf mit Macht herein.“

Anregungen zum Gespräch:
· Aus Sicht des Neuen Testaments erweist sich das Passahfest als Vorausdeutung auf den Tod Christi.
- Johannes der Täufer sagt von Jesus: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt (Joh 1,29).
- Jesus starb nach Joh 19,31 in der Stunde, als im Tempel die Passahlämmer geschlachtet wurden.
- Erst nach Ostern begreift die Gemeinde Christi, warum Jesus das Abendmahl in der Nacht des Passahfestes eingesetzt hat.
- Paulus formuliert in 1.Kor 5,7: „Wir haben auch ein „Oster“-Lamm, das ist Christus, für uns geopfert“.
- Wer am Mahl Christi teilgenommen hat, soll seine Botschaft weitersagen: „Lasset euch versöhnen mit Gott“ (2.Kor 5,20.21).

Helmut, Ehret, Pfarrer i.R., Waldachtal

Impulse zur Veranschaulichung für Erwachsene und Kinder:
Symbol für rotes Seil: Schafwolle oder ein Stück Fell, weil damals ein Lamm stellvertretend für die Menschen starb.
Zur Veranschaulichung könnte jeder ein Stück Fladenbrot oder noch besser Matzen (ungesäuertes Brot) aus dem Reformhaus erhalten sowie ein wenig Bitterkräuter (Symbol für die bittere Knechtschaft in Ägypten).
Ein Kind fragt, wie in V. 26: „Warum machen wir das?“, und einer erklärt den Brauch des Passahfestes.