1.Mose 49,1-28

Jakobs Segen

Der Segen Jakobs ist kein Segenswort, wie wir Segen gewöhnlich verstehen als Zuspruch einer guten Zukunft. Er ist Verheißung (V. 1-2). Jakob sagt seinen Söhnen im Lichte Gottes charakteristische Züge ihrer Zukunft voraus. Es geht vor allem um die spätere Bedeutung und die Stammesgebiete ihrer Nachkommen im verheißenen Land. (Parallele: der Segen Moses, 5. Mose 33).

Ein individuelles Wort
Es gibt ein gemeinsames Wort an Simeon und Levi. Die übrigen Worte sind individuell gestaltet. Was in der Regel schwer fällt, nämlich dem Einzelnen gerecht zu werden und nicht alles zu verallgemeinern und alle gleich zu behandeln, das gelingt Jakob hier durch Gottes Hilfe. Wir können davon lernen für unseren Umgang mit Menschen, auch mit den eigenen Kindern, aber auch vorsichtig werden mit allgemeinen Urteilen.

Ein gerechtes Wort
Die ersten vier Söhne werden nach dem Alter besprochen. Üblich wäre, dass die Erstgeburt die größte Verheißung bekommt. Aber die ersten drei Söhne Ruben, Simeon und Levi (V. 3-7) bekommen nicht den Erstgeburtssegen. Der Grund: konkretes Fehlverhalten in der Vergangenheit. Diese Söhne haben mit ihren Stämmen eine Zukunft, sie sind Teil Israels, aber die Verheißung ist deutlich gemindert wegen ihrer Schuld. Sünde hat Auswirkungen. Sie kann das weitere Leben, sogar das Leben anderer Menschen prägen und erschweren. Darum nimmt die Bibel Sünde so ernst.

Ein gnädiges Wort
Aber ist dann der Einzelne durch seine Sünde endgültig festgelegt? Die Geschichte Levis zeigt uns die Möglichkeit einer neuen Chance. Nach dem Wort Jakobs wurde der Stamm Levi zerstreut in Israel und hatte kein zusammenhängendes Stammesgebiet. Aber da sich dieser Stamm später bewährte, wurden die Leviten zu Priestern. Die Verheißung der Zerstreuung wurde erfüllt, und doch wandelte Gott sie in Segen. Es gibt die Chance zu einer neuen Bewährung und zum Neuanfang.

Ein befreites Wort
Jakobs Leben ist geprägt von seinem Verhalten zu seiner Lieblingsfrau Rahel und deren beiden Söhnen Josef und Benjamin, die seine Lieblingssöhne waren. Menschlich gesehen erwuchs daraus viel Not. In seinem Segen erhalten Josef und Benjamin keine Sonderbehandlung mehr. Wohl erhält Josef ein ausführliches Segenswort. Aber der eigentliche Erstgeburtssegen wird Juda, Jakobs viertem Sohn von Lea, zugesprochen. Jakob ist durch Gottes Hilfe befreit von den eigenen Schwächen zu einem gerechten Verheißungswort.

Ein klärendes Wort
Wer wird die Führerschaft unter den Stämmen haben? Eigentlich wäre der Erstgeborene dazu bestimmt. Aber die drei ersten Söhne kamen dafür nicht mehr in Frage. Von Jakobs bisherigem Verhalten her wäre dann an einen seiner Lieblingssöhne zu denken. Josef hatte sich doch in Ägypten bewährt. Josef bekommt ein ausführliches Segenswort, und der Stamm Josef besiedelte später das zentrale Gebiet innerhalb Israels und war vor allem in der Zeit der geteilten Königreiche der führende Teil des Nordreiches. Aber die größte Verheißung bekam nicht Josef, sondern Juda. Er sollte letztlich den Herrscher für ganz Israel stellen. Diese Verheißung hat sich zunächst in David erfüllt. Eine letzte Erfüllung findet sie im Messias Jesus.

Ein gewisses Wort
Das Wort Jakobs hat sich erfüllt. Lage und Größe der Stammesgebiete nach der Landnahme entsprechen der Verheißung. Allerdings hat Jakob zum Gebiet der einzelnen Stämme nichts gesagt. Die Verheißung präzisiert sich erst in der Erfüllung. Wie, wann und auf welche Weise dieses Wort eine endzeitliche Erfüllung findet, können wir nicht im Voraus sagen.

Fragen zum Gespräch:
· Worin unterscheidet sich Jakobs Segen von Moses Segen in 5.Mose 33?
· Worin besteht der Segen für das Volk Gottes im Neuen Testament?

Pfarrer Hartmut Schmid
Albrecht-Bengel-Haus, Tübingen

Impulse zur Veranschaulichung