1.Mose 47,1-31

Klugheit

Bis heute liegt vieles daran, was an Wissen wie weitergegeben wird. Die Informationspolitik ist etwas vom Wichtigsten. An ihr zeigt sich die Klugheit.

1. Die Informationspolitik Josefs (V. 1-11)
Zuerst informiert er Pharao über die Ankunft seines Vaters (Ehrfurcht vor dem Alter), seiner Brüder (die Tatkräftigen) und des Viehs (Reichtum). Gosen liegt am Ostrand Ägyptens mit dem Blick nach Kanaan.
Danach stellt Josef fünf ausgewählte Brüder vor (V. 2-6). In der Vorbesprechung empfiehlt er ihnen, sie sollen sich "Leute, die Vieh haben", nennen (46,34), während sie sich dann als "Viehhirten" bezeichnen. Sie sind in unserer Sprache "Wirtschaftsflüchtlinge".
Schließlich stellt Josef seinen Vater vor. Warum so spät? Hat er die Sorge, sein Vater könnte "im Gefühl seiner sittlichen Würde" (Hirsch) sich vor Pharao nicht beugen?

2. Die Regierungsweise Josefs (V. 12-26)
Er teilt die Lebensmittel nach Köpfen aus (V. 12) und verhindert so Nahrungsmittelmissbrauch. Er verkauft das Getreide um Geld (V. 13f), das er sparsam zurücklegt, danach um Vieh (V. 15-17) und zuletzt um Äcker (V. 18ff).
Nach V. 21 im Urtext hat Josef die ägyptische Bevölkerung umgesiedelt. Waren die Israeliten ausgenommen, weil sie nicht erwähnt sind?

3. Der vorausschauende Jakob (V. 27ff)
Jakob fordert das eidliche (V. 29) Versprechen, bei seinen Vätern begraben zu werden. Er erkannte, dass die Israeliten sich (vom Land) in Besitz nehmen ließen (so wörtlich statt Luther: "Sie hatten es - das Land - inne"). Die Folge werde sein, dass sie nicht mehr an Gott und seiner Verheißung hingen, dafür aber den Neid der Ägypter einmal herausforderten.

Fragen zum Gespräch
1. War Josef ganz ehrlich oder diplomatisch (vgl. 46,34 mit 47,3)?
2. Warum wird von den 130 Lebensjahren Josefs, die "wenig und böse" (V. 9) waren, so viel erzählt und von den 17 Jahren in Gosen, die zu den schönsten zählen, nichts (V. 28)? Sind Prüfungszeiten so viel gewichtiger?
3. Immer wieder wird Josef der Vorwurf gemacht, er sei der gewitzte Geschäftsmann, der die Ägypter übers Ohr gehauen habe, ohne dass sie es gemerkt hätten. Aber was hatten sie mit dem Geld für ihr Getreide in den guten Jahren gemacht? Auch hat sich Josef in keiner Weise bereichert.
4. Was ist "das Christliche" in unserem Abschnitt? Ist er nicht ein Hinweis auf Jesus, der hier keine bleibende Stadt hat, ebenso wenig wie wir, die wir die zukünftige suchen, wo wir bei Jesus sein werden (Hebr 13,14; Phil 3,20f)?

Dekan i.R. Martin Holland, Tübingen